Mit Hilfe der Heimatfreunde Grötzingen ist es uns gelungen, authentisches Material aus der Gründerzeit des Fröhlich’schen Männerquartetts zu erhalten.
Danach wurde unser Verein in der Tat schon 1919 gegründet und hieß anfänglich „Männerquartett der Gesellschaft Gemütlichkeit, Grötzingen“. Die musikalische Leitung hatte Hauptlehrer Matschinsky und als Vorsitzender agierte Robert Pracht aus Grötzingen.
Anfang 1920 konnte als Dirigent Heinz Fröhlich gewonnen werden, der zuvor den MGV Concordia Blankenloch leitete und einen hervorragenden Ruf hatte. Nach konsequentem Studium erreichte das Quartett unter seiner Leitung bald schon Konzertreife. Zu Beginn des Jahres 1921 wurde eine Namensänderung vollzogen. Um seinem Chormeister einen Beweis der dankbaren Gesinnung zu geben, die er sich durch seine unermüdliche Tätigkeit für die Interessen des Quartetts erworben hatte, wurde der Verein nunmehr zum „Fröhlich’schen Männerquartett“.
Nach den ersten konzertanten Erfolgen im Gasthaus zum „Bären“ in Grötzingen bzw. in der Durlacher Festhalle 1921 wollte die kleine Sängerschar von 15 Sängern ihr Können in regionalen Wettbewerben unter Beweis stellen. So ging das Quartett in Rastatt unter 16 konkurrierenden Vereinen und in Pforzheim unter 18 Konkurrenten als Sieger hervor und erhielt jeweils einegoldene Medaille. Angefeuert durch diese Erfolge beschloss die Vereinsleitung, an einem großen nationalen Sängerwettstreit in Frankfurt teilzunehmen. Auch diesmal war die kleine Grötzinger Sängerschar in allen Klassen der erfolgreichste Chor. Der verdiente Chormeister Heinz Fröhlich erhielt zudem den ersten Dirigentenpreis zuerkannt. Dieser Frankfurter Erfolg im Jahre 1921 war für die Weiterentwicklung des Männerquartetts von ausschlaggebender Bedeutung und man beschloss, eine Konzertreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika zu unternehmen.
Nach einem großen Abschiedskonzert am 17. September 1922 in der Karlsruher Festhalle trat das Quartett seine Konzertreise durch die Vereinigten Staaten an. Die größten Städte Nordamerikas wurden mit großem Erfolg bereist und die Konzerterlöse wohltätigen Vereinen in der Heimat übergeben. Heinz Fröhlich jedoch folgte kurz nach der Rückkehr dem Ruf des Gesangvereins „Arion“ Brooklyn. Seine Nachfolger waren Kurt Ansmann (1923-1924) und Ernst Nonnenmacher (1924-1925).
Am 3. Mai 1925 folgte Adolf Behle jr. dem Rufe des Quartetts. Mit diesem Dirigenten, einem eifrigen Pfleger des edlen Männergesangs, hatte das Quartett eine sehr gute Wahl getroffen. Wieder gelang es den Sängern, gegen eine starke Konkurrenz bei verschiedenen Sängerwettstreiten herausragende Erfolge zu erzielen. Im Jahre 1926 gehörten dem Quartett 72 Mitglieder an, davon 8 Ehrenmitglieder und 16 Sänger. Der Chor stand 1928 unter der Leitung des Dirigenten, Herrn Kist. Die Informationen aus dieser Zeit sind sehr spärlich; jedoch wissen wir aufgrund einer Fotografie, dass das Quartett unter seinem Dirigat u.a. beim Stuttgarter Rundfunk seine Weisen über den Äther zu Gehör brachte.
Heinz Fröhlich, dem auch in den USA mit seinem Gesangverein große Erfolge beschieden waren, konnte das Heimweh nach seiner deutschen Heimat nie ganz überwinden, und so kehrte er 1935 wieder nach Deutschland zurück und übernahm auch sofort wieder „sein Quartett“ in Grötzingen. Es blieben ihm aber nur noch wenige Jahre, in denen er den Chor von Erfolg zu Erfolg führen konnte.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde der größte Teil der Sänger zu den Waffen gerufen, so dass das Vereinsleben eingestellt werden musste. Nach dem Krieg verzog Heinz Fröhlich nach Stuttgart, wo er dann ein paar Jahre später verstarb.
Unser Namensgeber trat auch als Komponist hervor. Einige seiner Werke befinden sich in unserem Notenarchiv und zählen auch heute noch zu unserem Repertoire:
„Mondnacht am Rhein“, „Wilde Ros’“, „Sonne“, „I wenn a Geld gnug hätt“, und natürlich das unverwüstliche „Schifferduett“ (jahrelang ein Paradelied für das Duo Helmut Seidel und Rudi Waigel).
Der Wiederbeginn nach dem Kriege ist mit einem Namen verbunden: dem langjährigen Mitglied und Sänger Karl Doll. Er war es, der 1951 seine „Stimmpfeife“ hervorholte, um aus dem verbliebenen Stimmmaterial mit viel Energie und vorzüglichem Können einen vorzeigbaren Klangkörper zu formen. So wurden ab 1964 wieder regelmäßige Konzerte (oft unter Mitwirkung des Chordirektors des Bad. Staatstheaters, Herrn Sautter) gegeben; das Quartett hatte nun einen festen Platz im Berghausener Kulturleben. Karl Doll sang selbst als 1. Tenor im Karlsruher Opernchor, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in den Konzerten immer wieder bekannte Titel wie der „Gefangenenchor“ aus Nabucco oder der „Jägerchor“ aus Webers Freischütz interpretiert wurden.
Bis ins hohe Alter von 80 Jahren leitete der „Dolle Karl“ sein Quartett, bis er 1983 schweren Herzens sein Abschiedskonzert gab. Nachfolger am Dirigentenpult wurde sein Enkel Jörg Wettach und einige Jahre später der Vollblutmusiker Waldemar Kaufmann.
Seit 1992 hat Axel Bohmüller, ein junger, dynamischer Mann, die musikalische Leitung des Vereins. Axel Bohmüller, der 2011 sein 30-jähriges Dirigentenjubiläum feiert, ist ein erfahrener Routinier in Sachen Chorgesang und arbeitet derzeit mit 4 Chören als Dirigent zusammen. Sein Ziel ist es, Bewährtes fortzuführen, aber vor allem junge Menschen für den Gesang zu begeistern. Er will mit modernem, auch fremdsprachigem Liedgut, neue Sänger für den Chorgesang werben. Die Zufriedenheit mit dem Chorleiter lässt sich auch immer an den Sängerzahlen ablesen. Zu Zeiten Karl Dolls lag die durchschnittliche Chorstärke bei 20 Sängern, unter Jörg Wettach näherte sie sich der Zahl 30 und nunmehr liegt die Sängerzahl bei 50. Obwohl eines gesagt werden muss: die Sängerzahl ist noch lange kein Gradmesser der Chorqualität.
Mit bemerkenswerten Konzerten trat Axel Bohmüller mit dem Quartett in die Öffentlichkeit, so unter anderem:
- 1995: Jubiläumskonzert – Kirchenkonzert „75 Jahre FMQ“ (MC)
- 1997: Volkslieder – Wunschkonzert
- 1999: „Musikalische Wanderwege durch Europa“ mit dem Mandolinenorchester (CD)
- 2000: Jubiläums-Kirchenkonzert „80 Jahre FMQ“ (CD)
- 2003: Benefizkonzert zu Gunsten der neuen Orgel der katholischen Christkönig-Kirche Berghausen
- 2005: Großes Wunschkonzert anlässlich des 85-jährigen Vereinsjubiläums
- 2006: Jubiläumskonzert „25 Jahre Dirigententätigkeit“ mit allen „Bohmüller-Chören“ in Jöhlingen
- 2008: Gemeinsames Konzert mit dem Schülerchor des Ludwig-Marum-Gymnasiums Berghausen
- 2008: Gemeinsames Konzert „Lasst uns Brücken bauen“ mit dem Meisterchor „coro accelerando“ Eggenstein
- 2009: Jubiläumskonzert Pfinztaler Chöre zum „Tag der Deutschen Einheit“
- 2010: Zwei konzertante Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums „90 Jahre Fröhlich’sches Männerquartett“:
- Pfinztal-Festival „Moderne Chöre – extra stark“ (24.04.2010)
- „Über die Berge – ins sonnige Spanien“ (30.10.2010) Großes Jubiläumskonzert mit einem Gastchor aus Südtirol und dem Berghausener Mandolinenorchester
- 2011: Festkonzert zum 90-jährigen Bestehen des Sängerkreises Karlsruhe am 15. 10. in der Badnerlandhalle. Das FMQ vertritt mit 3 Chören die Sparte
„Männerchor“: „Unser tägliches Brot“ R. Pappert, „Blauer Mond“ W. Heinrichs, „A casa mia“ C. Dorigatti - 2011: „Lasst uns singen für den Frieden auf der Welt“
Jubiläumskonzert „30 Jahre Dirigent Axel Bohmüller“ mit allen seinen Chören am 27. November 2011 in der ev. Kirche in Wössingen - 2013: Benefiz-Kirchenkonzert „singen-hören-geben“ mit dem „Durlacher Frauenchor“ am 3. März 2013 in der ev. Martinskirche Berghausen
- 2014: Großes Wunschkonzert am 17. Mai 2014 in der TSV-Halle Berghausen mit dem Gastchor Joy in Harmonie aus Wössingen
Am 19. Mai 2014 legt nach 21 Jahren chormusikalischer Tätigkeit Axel Bohmüller den Dirigentenstab beim Fröhlich’schen Männerquartett nieder. Verwaltung und Sänger danken ihm für seinen unermüdlichen Einsatz fürs Quartett und wünschen ihm weiterhin Erfolg mit seinen Chören.
Als Nachfolger konnte die Verwaltung Matthias Widmaier, den kommissarischen Gruppenchorleiter der Chorverband Gruppe Pfinz, gewinnen, der nach mehreren Probesingstunden von den Sängern einstimmig zum neuen FMQ-Chorleiter nominiert wurde.
Matthias Widmaier stammt aus einer Musiker-Familie, spielt mehrere Instrumente und war als studierter Tenor und Konzertsänger auf vielen Bühnen in ganz Europa tätig. Als musikalischer Leiter des Durlacher Frauenchor ist er für das Quartett kein Unbekannter, zumal er im Jahre 2013 mit seinem Chor am Erfolg unseres Benefizkonzerts in der Berghausener Martinskirche unter dem Motto „singen-hören-geben“ maßgeblich beteiligt war.
Folgende herausragende Veranstaltungen fanden unter seinem Dirigat statt:
2015: Stadtgeburtstag 300 Jahre Karlsruhe
Mitwirkung im Schlossgartenpavillon mit beiden Chorformationen: „coro piccanto“
und „Gesamtchor“
2015: Herbstkonzert am 31. 10. 2015 “Eine kleine Herbstmusik”, Gern gehört…..
2016: Herbstkonzert am 23.10. 2016 „Lieder sind wie Freunde“
Der Verein kann auf eine ereignisreiche Geschichte zurückblicken. Sie ist nicht frei von Höhen und Tiefen, Erfolgen und Enttäuschungen, die zum menschlichen Miteinander einfach dazugehören.
Die Wertewandlung innerhalb unserer Gesellschaft macht auch vor der Sangesbewegung nicht halt. Werte wie Treue, Gemeinsinn oder Idealismus haben in unserer konsumorientierten und individualistischen Zeit an Basis verloren.
Vielleicht ist künftig die Bewahrung dieser Werte, neben der Pflege des Liedgutes, vornehmste Aufgabe aller Vereine. Sie fordert die Kreativität und das Engagement aller Verantwortlichen heraus.
Mögen sich auch in der Zukunft viele Bürger aus Pfinztal und Umgebung an Musik und Gesang erfreuen, aber auch die Freude am eigenen Singen entdecken und praktizieren, damit dem Fröhlich’schen Männerquartett noch ein langes Bestehen gesichert wird.
Im Archiv gestöbert
Die Vorstände |
Die Dirigenten |
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1920 – 1925 | Robert Pracht, Grötzingen | 1919 – 1920 | Ortwin Matschinsky | |
1926 – 1939 | Albert Schaber, Berghausen | 1920 – 1923 | Heinz Fröhlich | |
Ludwig Kumm, Grötzingen | 1923 – 1924 | Kurt Ansmann | ||
1951 – 1961 | Hermann Erler, Götzingen | 1925 – 1935 | Adolf Behle jr., Hr. Kist, Hr. Banschbach, Hr. Müller | |
1962 | Ernst Haug, Berghausen | 1935 – 1939 | Heinz Fröhlich | |
1963 | Karl Schaber, Berghausen | 1951 – 1983 | Karl Doll | |
1964 – 1975 | Heinrich Rothweiler, Berghausen | 1983 – 1984 | Kurt Kehrer | |
1975 – 2006 | Erich Mußgnug, Berghausen | 1984 – 1985 | Rudolf Lemke | |
2006 – 2008 | Horst Becker, Berghausen | 1985 – 1988 | Jörg Wettach | |
2008 – 2012 |
Günter Köller, Berghausen | 1988 | Thomas Hees | |
2012 – 2014 |
Klaus Müller, Bernhard Zemler | 1988 – 1992 | Waldemar Kaufmann | |
Hans-Werner Mußgnug | 1992 – 2014 |
Axel Bohmüller | ||
2014 – 2018 |
Klaus Müller, Bernhard Zemler | 2014 – 2017 |
Matthias Widmaier | |
Jörg Wettach | 2017 – 2018 |
Elías Llopis | ||
seit 2018 | Klaus Müller, Jörg Wettach | 2018 – |
Ute Kubesch-Christoph |